Wie baut man eine stimmige Liquiditätsplanung auf?
In der aktuellen Situation vieler Werkzeug- und Formenbauer eine sicherlich sehr aktuelle Frage. Für ein jedes Unternehmen ist es von großer Bedeutung, ausreichend Liquidität vorzuhalten, um sämtlichen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachkommen zu können. Aber, wie kann man dieses sinnvoll sicherstellen? Hier kommt der Liquiditätsplan ins Spiel, ein für die meisten Unternehmen sehr sinnvolles Tool.
Das Grundprinzip eines dynamischen Liquiditätsplans ist die Betrachtung der zeitlichen Entwicklung der freien Liquidität, beeinflusst durch die Mittelzu- und -abflüsse im Betrachtungszeitraum. Man stellt also den operativen Kontostand zu einem Stichtag fest und rechnet den Saldo aus Mittelzufluss und Mittelabfluss ein jeder Periode über eine Zeitreihe hinzu.
Die Mittelströme bestehen dabei zum einen aus regelmäßigen Auszahlungen, welche direkt nichts mit dem eigentlichen Leistungsprozess des Unternehmens zu tun haben wie Mieten, Versicherungen und Beiträge, Stromrechnungen, Personalkosten u.v.a.m. Diese Mittelströme lassen sich meist einfach über einen längeren Zeitraum ausplanen. Anders hingegen sieht das bei den Zahlungsströmen des betrieblichen Leistungsprozesses aus. Erhaltene Eingangsrechnungen haben ein Zahlungsziel, zu denen diese beglichen werden müssen und gestellte Ausgangsrechnung ebenso ein Datum, zu dem man mit dem Zahlungseingang der Kunden rechnet. Man nennt diese Zahlungsströme auch „pagatorisch“ (es liegt also im weiteren Sinne ein Rechnungsbeleg im Unternehmen vor). Diese einzelnen offenen Posten kann man meist aus EDV-Systemen oder der im Rechnungswesen eingesetzten Software (DATEV, LEXWARE, SAP etc.), abgreifen oder exportieren.
Soweit so gut. Bis hierher ist es ein Standard, zu dem man auch im Web jede Menge Vorlagen und Informationen finden kann. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Reichweite der Prognose nicht sonderlich groß ist. Man kann eigentlich nicht weiter blicken, als das längste Zahlungsziel und faktisch wird eine solche Liquiditätsvorschau schon nach wenigen Tagen in der Zukunft sehr ungenau. Das spielt umso mehr eine Rolle, wenn das planende Unternehmen – wie üblicher Weise Werkzeug- und Formenbauer – ein Auftragsfertiger ist und die Mittelströme oft sehr unregelmäßig erfolgen. Die Aufträge erstrecken sich meist über mehrere Betrachtungsperioden hinweg. Die Lösung hierfür ist die „antizipativen“ Liquiditätsplanung. Dabei wird die oben geschilderte Planung in einem weiteren Schritt mit erwarteten Zahlungsströmen in der Zukunft ergänzt. Es gibt meist Aufträge, zu denen zwar noch keine Eingangsrechnungen vorliegen und auch noch keine eigene Rechnung an den Kunden gestellt wurde. Dennoch ist zu erwarten, dass Waren bezogen werden und dieses zu einem Zeitpunkt in der Zukunft bezahlt werden müssen. Auch ist der Zeitpunkt der eigenen Faktura bekannt und damit verbunden auch die Periode des erwarteten Geldeingangs des Kunden. Diese Fakten, auch wenn es im Augenblick noch keinerlei Belege zu den Mittelströmen gibt, machen einen vernünftigen Liquiditätsplan im Werkzeug- und Formenbau aus. Was ich damit allerdings nicht meine ist, irgendwelche „erhofften“ Zuflüsse kalkulatorischer Art mit einzuplanen. „Antizipativ“ bedeutet lediglich die Zahlungsströme faktisch beauftragter Projekte mit zu berücksichtigen.
Hier noch ein paar Hinweise, die man sinniger Weise beachten sollte:
- Konservativ planen! Nicht erwarten, dass wenn die Kundenzahlung laut Rechnung am Freitag fällig ist, dass das Geld auch am Freitag auch auf dem Konto ist.
- Nur „echte“ Aufträge planen!
- Der Liquiditätsplan sollte auf vier Wochen im Voraus auf +/- 10.000,- EUR genau sein!
- Vorsteuer und MwSt. nicht vergessen!
- Bei Zahlungsschwierigkeiten beachten, dass diese binnen drei Wochen Frist abgestellt werden müssen! Hier unbedingt rechtzeitig Maßnahmen ergreifen und ggf. professionellen Rat eines Fachanwalts hinzuziehen.
- Anzuraten ist meistens eine wöchentliche Betrachtung der Liquiditätsentwicklung.
Es gibt verschiedene Maßnahmen, mit deren Hilfe einer Liquiditätsproblematik entgegengewirkt werden kann. Hier eine Liste – ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- Verbesserung des Forderungsmanagements
- Veräußerung nicht benötigten Anlagevermögens
- Absprache längerer Zahlungsziele für Lieferantenverbindlichkeiten
- Absprache kürzerer Zahlungsziele für Kundenforderungen
- Erhöhung des Kreditrahmens
- Gesellschafterdarlehen
- Reduktion des Bestands unfertiger Erzeugnisse
- Sale-and-lease-back
- Verzicht auf Entgeltbestandteile durch die Mitarbeiter
Wer Interesse an einer entsprechenden Vorlage für eine solche Liquiditätsplanung in Excel hat, schreibt mir bitte hierzu per E-Mail.